Herzlich Willkommen an Bord von Yeti ~Yachting.......

 

 

 

     Motorrad - Tourbericht 2011 Athen – Düsseldorf

 

Es war das Ziel, eine Tour von Athen aus zu beginnen, und dabei die folgenden Länder zu durchfahren: Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Ukraine, Polen, Slowakei, Tschechien, Deutschland.


Nach viel Vorbereitung und Recherche stand dann im März / April 2011 eine Route fest, die so um die 7800 km betragen sollte.   Das Moped, eine Kawasaki ZZR 1400 sollte einige harte Prüfungen zu bestehen haben – die letztendlich schon ihr Vorgänger, eine  GPZ 900 R Ninja im Jahr 2002 ohne Murren ertrug. Für diesen Törn hatte ich einen Zeitrahmen von 3 Wochen + 2 Zusatztage gesetzt.

 

Da ich vom 11. – 25. Juni einen Segeltörn in der Ägäis gebucht hatte, musste ich einen Weg finden, das Moped nach Athen zu bekommen. Also Internet auf, Google aufrufen und los. Schon die erste Anzeige empfahl die Spedition Engemann (epe-enco) in HILDEN bei Düsseldorf. Bereits bei dem ersten Telefonat hatte ich das Gefühl, dass der liebe Gott auch irgendwie ein Mopedfahrer ist: DUS – ATH kein Problem, mittwochs gebracht und dienstags zum Abholen bereit für ca. EUR 400,- inkl. aller Versicherungen. Koffer, Taschen und Helme – alles auf dem Bock.

 

So flog ich Dienstag, 07. Juni zu Niko und Monika, um mich dann Mittwoch zur Lagerhalle nach ASPROPYRGOS westlich von ATHEN aufzumachen. In HILDEN wurde mir bei der Abgabe eine ganze Menge von Papieren ausgestellt, die ich bei Abholung unbedingt vorzeigen müsse, sonst gibt’s kein Moped. Darunter muss auch eine Anfahrtsbeschreibung gewesen sein, aber ich hatte ja ein neues Navi.

 

Nun will ich nicht schon am ersten Tag dieses Wunderwerk der Technik schlecht machen, nur weil es die angegebene Adresse nicht kannte – wussten sogar 6 Griechen, die wir hier fragten, diese auch nicht, weil sie wohl ganz neu war. Es dauerte gut eine Stunde bis wir die Halle eingekreist hatten.

 

Auf die Frage des Lagerarbeiters sagte ich, ich sei wegen des Mopeds da, müsse jedoch noch den Sack mit den Papieren aus dem Auto holen. Dieser war nur verdutzt und fragte wofür, der Schlüssel würde doch stecken und ich könnte direkt starten. Von ihnen könne sowieso keiner mit so ’nem Ding fahren. Nun ja, da ich alles so vorfand, wie bei Aufgabe in HILDEN, war dies jetzt auch geklärt. 

 

Am Freitag, 24. Juni wurde meine Begleiterin Iris von Monika am Flughafen abgeholt. Am Samstagmittag übergab ich die Yacht und wir trafen alle Vorbereitungen, um am Sonntag so gegen 10:00 zu starten. Für dieses Wochenende waren für ATHEN Windstille und 38°C angekündigt, so war es bereits morgens im T-Shirt schon zu warm.

 

Also lautete die Entscheidung, auf schnellstem Wege Richtung Flughafen, dann die Autobahn nach LAMIA, um zügig in die Berge zu gelangen.

 

            So. 26. Juni,   1. Reisetag   Griechenland

Etwa gegen 1130 verließen wir die Autobahn in KASTRO. Ab LIVADIA wurde die Straße sowie die Landschaft zunehmend schöner, und wir befuhren den ersten Pass. Als wir etwas später um eine scharfe Rechtskurve bogen, bot sich uns ein atemberaubender  Blick auf eine Ortschaft, die völlig in den Hang gebaut war. Hier in ARAHOVA sollten wir unsere erste Rast machen. 2 Nescafé Frappé und ein frisch gebratener Burger, den Iris kaum schaffte, für € 4,50. Für diesen Preis bekam sie tags zuvor in ATHEN am Strand gerade ’mal den Strohhalm von diesem Getränk.

 

Nachdem wir den traumhaften Blick über die roten Ziegeldächer ins Tal noch eine Weile genießen konnten, machten wir uns wieder auf die Bergstrecke über DELPHI, AMFISSA nach LAMIA. Von dort zogen sich die nächsten 60 km für ca. 90 min durch ein ödes Tal mit viel Verkehr und etlichen kleinen Ortschaften. Aha – auch in Griechenland gibt’s die Sonntagnachmittag Fahrer.

 

Nach einer Pause in KARPENISSI starteten wir gegen 1700 den letzten Teil unserer Tagesetappe. Diese 120 km, landschaftlich zwar sehr schön, hatten jedoch so viele enge Kehren und kleine Baustellen, dass wir nur einen Schnitt von ca. 35 km / h fuhren. Es dämmerte es bereits, als wir unser Tagesziel AGRINIO erreichten.

 

Zimmersuche bei hektischem Verkehr und zunehmender Dunkelheit ? Ich folgte erst einmal dem Navi in die Stadtmitte, wo auf dem großen Platz auch gerade eine lautstarke Demo gegen Merkel’s Sparvorschläge stattfand. 

 

Nur 30 m zurück gab es das Hotel LETO. Kurze Nachfrage und Iris stimmte dem Zimmer für € 56,- zu. Und wo kann ich mein ’Bike’ abstellen ? Ausnahmsweise für die eine Nacht mal hier neben dem Tresen der Rezeption !!!   Na dann werde ich es mal holen. Ach so – nein Motorräder müssen auf der Straße, jedoch im Sichtfeld des Nachtportiers bleiben.

 

Sollten schon in der ersten Nacht die Weissagungen sämtlicher Freunde und Bekannten wahr werden ? Immer wieder wurden wir gewarnt, dass uns in ’diesen Ländern’ die Klamotten vom Leib geklaut würden, selbst wenn man dabei wach wäre. Und nun das Moped auf der Straße und nicht in einem bewachten Hinterhof. Die immer noch hohe Temperatur ließ meine Entscheidung, nur das Nötigste aufs Zimmer zu püngeln, leicht treffen. Die Koffer bleiben dran !

 

Beim Aufschlagen der Augen am nächsten Morgen war er sofort wieder da. Der Gedanke um die Sicherheit des Mopeds, der mich nach allen Ratschlägen bis zum Morgengrauen kein Auge zumachen lassen sollte. Also raus auf den Balkon und ein erwartungsvoller Blick übers Geländer, und als wollte ich es nicht wahr haben wollen, stand doch neben unserem noch so’n Teil.

 

            Montag, 27. Juni   2. Reisetag   Griechenland

Nach dem Frühstück auf die E 951 Richtung IOANINA. Bis ARTA war es eine angenehme Fahrt, da der sanfte Wind vom Wasser des PREVEZA Golfs gekühlt wurde.

 

Bei IOANINA wollte uns das Navi ständig einen Weg nach METSOVO und METEORA vorschlagen, der laut Michelinkarte nie und nimmer stimmen konnte. Die Fahrt durch die Stadt war in der Mittagshitze eine Qual, bis wir endlich, immer gegen den Willen des Navis, die Bergstraße E 92  erreichten.

 

Nach einiger Zeit wunderte ich mich, dass uns auf dieser Hauptverkehrsstraße nur ganz selten mal ein Fahrzeug begegnete, und überholt hatte ich noch gar keins. Kurze Zeit später bot sich uns auf einer Anhöhe ein herrlicher Blick über die Landschaft. Im Tal direkt unter uns konnte ich zwischen zwei Tunnel eine Menge Verkehr ausmachen. Hatten doch die Griechen seit Druck meiner Karte (2002) hier einfach ’ne Autobahn hingebaut.


 Mit dem Fahrer des Mopeds, das gerade an unserem Rastplatz vorbeifuhr, hatten wir für die kommenden Kilometer bis METSOVO eine schöne Tour.


 Kurz nach 1600 erreichten wir die Klosteranlage von METEORA. Hier wurden wir von einem Einheimischen angesprochen, der an der Küste auch einen Hafenkapitän hätte darstellen können. Er empfahl uns zu einer kleinen günstigen Unterkunft ganz in der Nähe, wo sich ’Biker’ aller Nationen treffen würden (arsenis-meteora.gr). Dann sollten wir uns das mal anschauen. Er hatte keines Falls zu viel versprochen, jedoch war es das einzige Resort im Umkreis von 8 km und wir leider auch die einzigen Gäste.


Da es noch ca. 3h hell sein sollte, fuhren wir nordwärts nach SIATISTA. Einmal bis zum Ende dieser Ortschaft und wieder retour, fanden wir etwas zurück gezogen eine sehr schöne Pension für einen Preis von € 45,-. Hier (hotelarxontariki.gr), in vierter Reihe von der Hauptstraße weg, sollte man im  Innenhof  sogar  die  Tasche  auf  der  Gepäckbrücke  lassen  können, oder ???

 

Dienstag, 28. Juni   3. Reisetag   Griechenland / Bulgarien

Am nächsten Morgen vernahm ich unter der Dusche ein lautes Gezeter zwischen der Vermieterin und Iris, die dann mein trockenes Handtuch unter den Brausekopf hielt und rennend wieder das Bad verließ. Was ist denn los ? Es brennt im Erdgeschoss, aber die Frau sagt immer wieder: no problem ! Ja das sagen die hier auch, wenn die Welt untergeht. In der Küche stand ein verschmorter Elektroherd, auf dem wohl unser Frühstück zubereitet wurde. Wegen der sommerlichen Temperatur waren natürlich auch Fenster und Türen geöffnet, um etwas Durchzug zu erreichen. Diesem Weg folgte auch der Qualm und Ruß. Ich glaube, die Säuberung wird mehrere Tage gedauert haben.

 

Unser (zweites) Frühstück bestellten wir in einem Ort an einem See 20 km vor EDESSA. Die Pela Wasserfälle sind in dieser Stadt immer einen Abstecher wert, denn die weitere Fahrt bis POLIKASTRO ist landschaftlich nicht erwähnenswert. Hier noch mal voll tanken und Euro am Automaten holen, denn das nächste Ziel ist Bulgarien – oder ??? 

 

Nach einem genaueren Blick auf die Karte fällt doch auf, dass die Straße über Mazedonien / Jugoslawien schneller und ein wenig kürzer aussieht. Außerdem reizt es ja doch, ein Land mehr befahren zu haben. Nach 20 min waren wir bereits an der Grenzstation.

 

Vor uns in 4 Reihen auf ca. 200 m PKW’s. In der nächsten halben Stunde bewegte sich der Tross um nur etwa 3 Autolängen: Sage mal, ist das überhaupt ein EU Staat ?   Erst auf dem Rückweg nahmen wir die etwa      1 km lange doppelreihige LKW Schlange bewusst wahr.

 

Vermutlich um dieser Wartezeit zu entgehen entschieden sich auch viele andere Trucker den Grenzübergang von GR / BG in KULATA zu nehmen. Viel Verkehr auf der kleinen, engen Straße für die nächsten 100 km und plötzlich ein Laster in einer Kurve neben der Straße auf der Seite liegend. Eingeschlafen ? – vermutlich, also, auch ohne Mittagsschlaf, immer schön aufpassen.

 

Der Lohn an der Grenze: nur 3 Autos vor uns, Passport !, Deutschland ?, Armbewegung Richtung Bulgarien, gute Fahrt. Der Vorteil von EU: 4 – 6 Stunden Zeitersparnis. Diese wurde von Iris als denn auch gleich genutzt: da können wir ja noch mal eben nach MELNIK, da gibt’s doch dieses Roshenkloster. Na gut. Dort angekommen hatte es viel Ähnlichkeit mit METEORA, nur halt etwas kleiner. So jetzt aber los nach SANDANSKI, ich habe langsam Bierdurst.

 

Dort angekommen kämpften wir uns bis zur Fußgängerzone in der Stadtmitte durch. In einer Stichstraße bot das Hotel EUROPA das Doppelzimmer für 35,- € an. “Und das Moped kannst Du direkt in die Garage (Carport) fahren“. Die ersten Biere, vom Kellner auf die kleine Bürgersteig Terrasse gebracht, sind immer noch die Schönsten. Der freundliche Portier ließ sich nicht davon abbringen, uns in das ca. 300 m entfernte ’beste Restaurant’ am Platz zu begleiten. Na ja, später vielleicht – jetzt erst einmal den Stadtkern erkunden.

 

Kurz nach 2200 gab es da nur noch eine Bar, die unseren Erwartungen entsprach. Zwar hatten wir hier schon vor ca. 2h gestanden, war jedoch die Musik mit Ramstein auf den ältesten Gast zugeschnitten, der augenscheinlich noch keine 20 war. Auch die fragenden Blicke der Jugendlichen, was denn so ’alte Säcke’ hier wollten, ließ uns bei Dämmerung noch weitergehen. Jetzt aber kam unsere Zeit! Die jungen Leute, schon ziemlich knülle, mussten langsam nach Hause, jetzt noch für die restlichen 7 Erwachsenen die Aschbecher auf’n Tisch, dem Barkeeper gezeigt, wie wir unsere Drinks nehmen und den Pink Floyd USB Stick raus. So ließ es sich die nächsten  4h  aushalten  –  und  der  Laden  füllte sich !!!

 

             Mittwoch, 29. Juni   4. Reisetag   Bulgarien

Da es in diesen Ländern nahezu unmöglich scheint, zum Frühstück an Stelle von Espresso einen ganz einfachen Milchkaffee zu bekommen, hielten wir beim nächsten OMV, um dies nachzuholen. Die Österreicher, das können sie ja.

 

Wir folgten dem Sonnenschein der E 79 bis zur Staatsroute 19, nach RAZLOG.       In Gipfelnähe des nächsten Passes schlug das Wetter dann schlagartig um.             In SVETKA PETKA suchten wir verzweifelt, bei zunehmend stärkerem Regen, nach einem trockenen Unterstand. Am Ende des Dorfes das Zugeständnis: Alles, wo man sich hätte unterstellen können, ist nicht fürs Moped gemacht.

 

War da nicht ein Café mit überdachter Terrasse an der Moschee am Marktplatz ? Beim Wenden ging dann auch noch das Navi aus – hoffentlich kein Kurzschluss. Einige Gäste winkten uns unters Dach zu kommen, um nicht so nass zu werden, aber ich sicherte zunächst Navi und Moped. Endlich auch im Trocknen sagte ich zu Iris, wie schön doch jetzt ein heißer Kaffee wäre. Nur einen Augenblick später kam schon der Wirt aus der Tür mit – zwei Espresso.

 

Iris lehnte dankend ab, als sie von zwei Frauen eingeladen wurde, mit ihnen in den Nachbarladen zu kommen, um die Sachen zu trocknen und dort ihren Kaffee zu trinken. Glücklicherweise musste beim Navi nur der Akku geladen werden. So fragte ich im Café nach einer Steckdose, und alle, etwa 20, Gäste waren sehr hilfsbereit. Irgendwie war es mir etwas peinlich, als ich für ein weiteres Getränk dem Wirt 2 Tüten Capuccino vom Lidl mitnahm und nach heißem Wasser fragte. Etwas Ähnliches könne er mir aber auch anbieten. So nahmen wir seins. Die Toilette befand sich, wie fast immer, in der dunkelsten Ecke des Ladens. Gut dass ich nur pinkeln musste. War doch die Brille mit Rödeldraht in einem ca. 60° Winkel so befestigt, dass nur schweres Werkzeug diesen hätte lösen können. Obwohl mich auf dem Rückweg alle Augen ansahen, ging ich unbeeindruckt durch den Laden. Nun erst vernahm ich, dass alle Gäste männlich waren. 

 

Draußen angekommen sollte Iris so langsam zu einem Problem werden. Verriet doch dieser Blick in ihren Augen, dass sie nun auch in diesem bulgarisch muslimischen Männercafé die einzige Toilette benutzen wolle. Meine düstersten Beschreibungen erweckten in ihr erst recht jegliche Neugier. Jetzt wusste ich auch um die Bedeutung der netten Damen, die immer noch ab und an aus dem Nachbarhaus schauten. Als Iris zurück war, musste ich mir eingestehen, dass auch nichtchristlich Gläubige sehr tolerant sein können. Beim Abschied haben alle noch herzlich gewunken.

 

Die Abfahrt bis nach VELINGRAD war schon wieder abgetrocknet. Jeder, den wir in dieser Stadt fragten, wusste um die bekannte KLEPTUSA QUELLE, nur wo sich diese genau befände – ein Rätsel. So vergeudeten wir nach meiner Meinung eine Menge Zeit mit diesem Besuch. Die Strafe folgte dann auch prompt auf dem Fuße in Form eines heftigen Platzregens. Nun hatten wir eine Zwangspause in einem Café, wo es glücklicherweise einen Unterstellplatz gab, und das Fell vom Sitz trocken blieb. Nach einer knappen Stunde schien dann wieder die Sonne. Also ab nach PAZARDZIK.

 

Für den Rest des Tages ging’s dann trocken weiter. Die nächste Pause machten wir in PANAGJURISTE. Weiter bis ZLATICA sollte noch ein kleiner Gebirgszug überquert werden, wo die Fahrt landschaftlich sehr schön war. An der Kreuzung der Landstrassen 37 + 6 mussten wir so gegen 1800 eine Entscheidung fällen.       

 

Anstatt hier in der Umgebung etwas zu suchen, machten wir uns auf den Weg nach NOVI ISKAR nördlich von SOFIA. Trotz guter Straßen und ständiger Geschwindigkeitsübertretung, benötigten wir für knapp 100 km gute 2 Stunden. Für NOVI ISKAR hatte ich im Netz eine Pension und ein Hotel gefunden und ins Navi eingegeben.

 

Nach über einer Stunde Suchen und Fragen stand fest, dass es an beiden Adressen keine Unterkünfte gab. Bei einer Gruppe, die um ein 500er Sportmoped stand, fragten wir noch einmal nach. Die Armbewegungen gingen eindeutig in Richtung SOFIA, wo ich nun gar nicht hin wollte. In meiner Vorplanung wurden auch für SVOGE einige Hotels angeboten, nach denen ich das nette englisch sprechende Mädchen befragte. Ja, dass könne sein, jedoch bei den so schlechten Straßen im ISKAR Tal und der beginnenden Dunkelheit, sei von der Fahrt dorthin abzuraten.

 

Sollte solch eine Info einen Biker, der schon fünf mal um die Welt gefahren ist, dies abschrecken lassen ? Beim Anfahren vernahm ich noch ein ’good luck’. Ca. 3 km nach dem Ortsausgang wusste ich, wovon sie sprach. Für die kommenden 40 km benötigten wir im Dunkeln über eine Stunde. Auf halber Strecke begann, wie kann es auch anders kommen, die Spritreserveleuchte zu blinken. In diesem Teil Bulgariens gab es jedoch nichts, was man evtl. hätte kaufen wollen. Kurz vor halb Zehn, nach der Ortseinfahrt von SVOGE, das erlösende Schild:  T  in 1000 m. Hoffentlich haben die bei unserem heutigen Pech noch auf. 

 

Doch, und das Hotel befindet sich knapp 800 m zurück. Nach einem kurzen Anruf war  Aufregung in den Stimmen der beiden Damen zu hören: Wir mögen uns beeilen, die Rezeption möchte um 2200 schließen. Und wo ist das nun genau ? Das findet ihr niemals alleine !!! Also wurde der gerade tankende Jeepfahrer verpflichtet. Wohl um die Zeitnot wissend, fragte er noch, ob ich auch ein guter Fahrer sei. Mein Nicken musste er im Rückspiegel noch erkannt haben. An der Straßenecke, die zum Hotel führte, wartete er gelassen. Seine Zigarette war schon halb abgebrannt. Hier runter bis zum Ende.

 

Durch den Anruf erwartete uns das personal bereits. Also erst mal 4 große Biere, bevor uns ein Zimmer zugeteilt wird, wo wir das Moped genau vor die Tür stellen konnten. Abladen ? Aber nur das, was nass werden kann. Darum auch das Fell abdecken und nach jeder Regenfahrt die Kette fetten. Iris, das dauert hier noch eine Weile, frag doch noch mal nach ’n paar Bier.

 

Wo sie auch immer hergekommen sein mögen, aber meine Arbeit wurde von 5 Kindern genau verfolgt. Später, etwa 300 m hinter der Tankstelle, wurden wir freundlich zu einer Hochzeitsfeier eingeladen, aber der Trubel war uns heute etwas zu laut.

 

Nachdem die kleine Bar geschlossen hatte, kauften wir noch etwas an der Tankstelle, wo wir uns nochmals herzlich bedankten. Da die Balkone von dem Sporthotel ISTRA CLUB (Google Earth 42° 57’ 09,5“N  23° 21’ 43,2“E) direkt am Fluss liegen, genossen wir noch eine gute Stunde die Stille. Das DZ ist seine € 40,- alle Male wert.

 

            Donnerstag, 30. Juni   5. Reisetag   Bulgarien

Am nächsten Tag wurde die N 16 zwar nicht besser, aber Schlaglöcher lassen sich bei Tageslicht leichter umfahren. So genossen wir für die nächsten 50 km bis MEZDRA, das in ’de.zonebulgaria.com / Balkangebirge / Iskardurchbruch’ beschriebene Tal. Die N 1, sowie alle später folgenden Hauptstraßen, waren absolut nicht zu beanstanden.

 

Übermut kommt ja bekanntlich vor dem Fall. So hatte Iris das bereits kurz nach PRAVEC ausgeschilderte Kloster BOZENICA schon längst auf ihrer Liste. Dort, wo sich weder Fuchs noch Hase gute Nacht sagen, führt auch keine 'Straße' hin. Und als ich dann noch so schlau sein wollte, anstatt des ca. 8 – 10 km bereits schon einmal befahrenen Weges, dem Vorschlag des Navi gehorchend, irgendwo links abzubiegen, hat mir das die Kawa irgendwie krumm genommen. Nach endlosen 20 km über Schotter, entlang eines Baches, hatten wir endlich wieder eine feste Straße unter der Pelle.

 

Noch ein Tankstopp, kurz vor unserem Tagesziel TROJAN. Irgendwie immer noch genervt von dem blöden Feldweg, vergaß ich vor dem Abnehmen des Tankrucksackes, den Stecker von der Navistromversorgung zu lösen. Die Seite zum Rucksack hin hatte mit zwei blanken Drähten verloren. Na ja, erst mal nichts anmerken lassen – das kriege ich später wieder repariert. Also ab zum Parkhotel. Die hatten sogar einen kleinen Dachvorsprung als Unterstand, und € 30,- fürs DZ hörte sich doch gut an.

 

Nach einiger Zeit hatte ich die Drähte wieder befestigt. Schnell noch einmal die Zündung an und: warum lädt der Akku nicht ? Ich habe doch sonst immer ’goldene Hände’. Nachdem ich auch die letzte der Sicherungen begutachtet hatte, die es ja auch eigentlich überhaupt nicht hätten sein können, weil ja die Seite zur Batterie immer isoliert war, zeigte die Trip B Anzeige, die die km seit Tourbeginn aufzeichnet, nun 0000 an.

 

Habe ich die Kabel etwa vertauscht ??? Nein !!!, das geht doch gar nicht – oder ??? Schnell mal hoch aufs Zimmer, da hab ich doch in der Tasche einen Phasenprüfer, sogar für 12V. Wieder runter und – der zeigt nichts an, auch an keiner Sicherung. Aber das Moped startet doch ? Wieder in die Lobby, ’ne Steckdose suchen. Links, rechts, Erde, gar nichts. Oder haben die hier keine 230V ? Ne, der geht sonst ja auch bei 12V. Ist die Sicherung im Griff kaputt ? Nee, hatte der gar keine, aber eine Knopfzellenbatterie. Habe ich die schon jemals gewechselt – ich glaube nicht. Sollte ich doch noch mal das Kabel……. Was kann schon passieren ? Die Ladung geht dann nicht – wie jetzt ja auch schon. Nach einer viertel Stunde Zündschlüssel drehen und – nichts, keine Ladung.

 

 Die nächsten Minuten war der Kopf voll mit abertausenden Dingen. Und immer wieder dieser doofe Feldweg !!!  Moment, auf dem Segeltörn hatte ich doch das Telefon über einen USB Anschluss geladen, ob ich den vielleicht in die Tasche…….?

 

Wieder zum Zimmer und – obwohl ich doch Gewicht einsparen, daher nur so wenig wie möglich einpacken wollte – Gott sei Dank, ich war doch so blöd und hatte das Ding mitgenommen. Guten Mutes wieder runter, eingesteckt, Zündung an und – pöff mit Qualm. Also waren die Kabel beim ersten Mal doch richtig angeschlossen. Hoffentlich habe ich eine passende Glassicherung für das USB Teil mit. Als ich den Stecker endlich auf hatte, war es eigentlich ganz egal, dass er mechanisch total zerstört war, denn der hatte ebenfalls keine Sicherung eingebaut.

 

Heute ist erst der 5. Tag, und dann bereits dieser Ausfall. Hatte ich doch sehr viele Hoteladressen ins Navi eingespeichert mit kyrillischer Schreibweise. Zwar konnte das Nokia noch mit 230V geladen werden, der Akku macht jedoch nach ca. 3 – 4 h schlapp. Zu Hause hatte ich bereits bemerkt, dass die Ladung über USB im Navibetrieb nicht ausreichend war, und der Akku gerade mal 4 – 5 h hielt. Wie komme ich jetzt an ein Nokia Ladekabel ’ran ?

 

Erst mal runter in die Stadt zum Feierabendbier. Der Portier an der Rezeption hatte mich schon 'ne Weile beobachtet und fragte bei der Taxibestellung, ob ich ein Problem hätte ? Als wenn der mir helfen könnte. Iris nahm dann von ihm einen Zettel auf Kyrillisch entgegen, wo das Taxi mal hinfahren solle. 3 Geschäfte hatten gar keine, und 4 weitere boten mir das Allerneueste an –  eine USB Ladung. Wohl wissend, dass es nichts nutzen wird, kaufte ich dann aus Verzweifelung doch einen Anschluss.

 

Zwischen dem 3. und 4. Getränk, immer noch grübelnd, wie wir so etwas denn früher gelöst hatten, kam mir die Idee: Torsten in Deutschland anrufen, am besten gleich 2 Ladegeräte kaufen und dann mit UPS / DHL uns zu irgend einem Postamt entgegenschicken. Nach einer guten Stunde lobte Torsten die freundliche Kompetenz der UPS Dame: Nur; sehen Sie mal, heute ist Donnerstag Abend, dann geht die Ware Freitag / Samstag auf den Weg – wie, das mit dem in 24h – ne ne ne, und zu einem Postamt schon mal gar nicht, denn es muss ja am Dienstag jemand anwesend sein, um  zu  unterschreiben,  da  Sie  für  diese  Sendung  ja  schließlich  um die € 120,- bezahlen müssen………..   Danke Torsten, ich rufe dich dann in den nächsten Tagen noch mal an.

 

Freitag, 1. Juli   6. Reisetag   Bulgarien

Am kommenden Morgen starteten wir die Reise zum 1525 m TROJANSKI Pass bei Niesel im Regenkombi. Die Straße im ISKAR Durchbruch war gegenüber dieser Passstrasse noch als gut zu bezeichnen. Mit dem sonnigen Wetter auf den Serpentinen südlich des Gebirgszuges, wurde unsere Laune aber langsam wieder besser. In KARLOVO erst mal zum Penny, Ayran kaufen und raus aus dem Kombi. Gegenüber noch mal schnell in den Elektromarkt. Tut uns Leid, wir haben nur USB Ladestecker.

 

Mit Sonne und warmen Temperaturen fuhren wir über KAZANLAK, SIPKA, dem SIPCENSKI Pass nach GARBROVO. Hast du den kleinen Telefonladen da in der Stichstraße gesehen ? Meinst du, wenn schon die Riesenläden so was nicht haben……. Nun fahr doch mal hin. Waaas, habt ihr, ich nehme gleich alle beide !!! Sofort anschließen und – wurde auch Zeit. Nun können wir ja in Ruhe die eingespeicherten Hotels in VELIKO TARNOVO abfahren.

 

Das STUDIOHOTEL-vt.com hat auf Anhieb gepasst: Möchten Sie das Zimmer mit Blick auf die Burg ? Was kostet das denn mehr ? Meine Frage ignorierend: Da soll heute Abend nämlich eine Lightshow sein. Dann nehmen wir’s, sagt Iris, und € 50,- (statt € 40,-) machen den Kohl auch nicht fett. Ja selbstverständlich, die PC’s dort sind für unsere Gäste. Super, der Wetterbericht sagt für die nächsten 6 Tage keinen Regen voraus. Sie brauchen nicht zu warten, ich bringe Ihren Drink auf die kleine Terrasse in der  ul. Todor – Lefterov 4.

 

Nach einer Rundfahrt in dieser wirklich wunderschönen Stadt, erst Abendessen mit Ausblick in das Flusstal und danach in die kleine Kneipe mit Brauerei Ambiente. Setzt euch doch zu uns, sagte der Mann mit dem erhobenen Glas, der gerade Geburtstag hat.

 

           Sonnabend, 2. Juli   7. Reisetag   Bulgarien / Rumänien

Als ich am nächsten Morgen mit leichten Schwierigkeiten den Weg zur rumänischen Grenze ins Navi eingebe, ruft unser Freund Rolf an, wann wir denn da wären, und ob er in CARACAL noch nach dem Ladekabel suchen solle. Ups, Rolf aus Düsseldorf, extra für uns einige Tage eher zu seinem Haus gekommen, um alles für unsere Übernachtung vorzubereiten. Gut dass er nachfragt, den hätte ich ja fast vergessen. Rolf, danke nein, ich melde mich sobald wir an der Fähre in SVISTOV sind.

 

In BJALA kurz rechts abbiegen, um einen Brunnen am Bahnhof und den Uhrturm in der Stadtmitte zu besichtigen. Und dann aber zügig. Wer weiß, wie lange wir für die 45 km auf der kleinen N 52 bis zur Fähre nach SVISTOV benötigen ? Zwar könnte man auch der Transitroute N 5 bis RUSE folgen, und dort den Grenzübergang, mit der einzigen Brücke über die Donau, benutzen, aber wer kann schon sagen, wie viele LKW das gleiche vorhaben. Außerdem wäre dies ein Umweg von gut 80 km.

 

Nach ca. 20 km auf der bis dahin mittelmäßigen Straße, wurde diese bis zur Donau so gut, als wurde sie erst gestern fertig gestellt. Hier und heute hatte die EU mal was für mich getan. So gegen 1140 – 1145 kam uns eine Gruppe Biker entgegen, die auch urlaubsmäßig bepackt war. Ob die mit der Fähre übergesetzt hatten ? Dann könnte die nächste Abfahrt evtl. um 1200 – hoffentlich schaffen wir das noch rechtzeitig. Da ich weit und breit der einzige Benutzer war, fuhr ich, was die Straße hergab.

 

Just in dem Moment, als wir von einer Kuppe aus die Donau sahen, legte die Fähre ab.

 

Nun mag sich jeder wundern, der schon mal in Bingen, Lorch, Kaub oder Kaiserswerth den Rhein überquert hat, warum ich dies hier erwähne. Sogar die 30 min von Glückstadt nach Wischhafen über die Elbe sind dagegen kurzweilig. Ich hatte das deja vu von vor 9 Jahren, als auf dem Zettel an dem verwaisten Kassenhäuschen stand: next ferry 1500.

 

3 h Wartezeit am Sonnabend in der Mittagshitze im Donaubecken ???  Erst mal die Karte raus. Von hier nach RUSE, über die Brücke und dann wieder zurück nach ZIMNICEA – selbst wenn kaum Verkehr ist, das dauert auch 2 ¾    3 h. Ne, das macht keinen Sinn. Na dann lass uns erst mal in den Ort fahren.

 

Zum Glück befindet sich die sehenswürdige Kirche direkt in der Nähe des Marktplatzes. So war Iris schon mal einige Zeit beschäftigt und ich konnte in einem kleinen HiFi / TV Laden nach einer neuen Steckverbindung für den Navistromanschluss suchen. Während wir zu Mittag aßen, riefen wir Rolf an. Was kosten die Zigaretten in Rumänien – okay, dann tauschen wir den Rest der LEV in Marlboro um. Auf dem Weg zur Fähre noch an einer professionellen Autowaschstation anhalten. Gott war der glücklich, das Moped waschen zu dürfen.

 

Endlich auf der Fähre, wurde uns ein ganz genauer Platz zugewiesen, obwohl bei der Abfahrt nur noch zwei Autos dazu kamen. Wollt ihr ’nen Kaffee ?  Haben kein Geld mehr für den Automaten. Gib mal 5 €, dann geb’ ich dir rumänisches Kleingeld. Ah LEI ? Nein, die heißen jetzt RON. Immer noch Millionen ? Nöh, die haben 5 Nullen gestrichen.

 

Drüben, auf der anderen Seite, erst mal zum ATM Geldautomat. Nur noch 80 km bis zum  Rolf. Junge, was freu’ ich mich schon auf’n schönes, eiskaltes Bier bei dieser Hitze. Nach knapp der Hälfte: Du, ich muss mal. Okay, das sollst Du haben. Am nächsten Laden, wo man alles kriegt, ein kühles Bier aus dem Kühlschrank. Hier soll ich fragen ? Ja natürlich. Gleich um die Ecke die nächste Tür, sagte die Verkäuferin. Kurz darauf brachte sie Lavextücher und ein Handtuch als Iris erschrocken wieder zurück kam: Also höre mal, wo geh’n die denn hin während der Arbeitszeit ? Etwas später hielten wir dann noch mal am Straßenrand. So’n Baum ist ja auch was Feines. Das Tor in Dräghiceni / Caracal hatte Rolf bereits geöffnet, und sein Kühlschrank konnte was.

 

Sonntag, 3. Juli   Schlendriantag   Rumänien

Obwohl es nach ca. 2500 km noch nicht nötig war, nur mal eben die Kette nachspannen. Ein Biker muss basteln, wenn er nicht fährt. Ach ja – und die Antennenstecker für die Stromversorgung. Noch nicht ganz fertig, rief mir Rolf zu: Yeti die Kirche ist aus, wir müssen zum Frühschoppen beim Nachbarn, dann zum Mittag zur Schwägerin und etwas später das Nachmittagsbier beim Bürgermeister. Die kennst du alle noch von den letzen Besuchen hier. Für heute Abend hab’ ich noch ein paar Freunde eingeladen……….

 

Man konnte aber nicht sagen, wir hätten nur gesoffen. Irgendwann fanden wir, es war an der Zeit, die Türen der Kühlschrankkombination von Rechts- auf Linksanschlag umzubauen. Als wir so nach dem 4. oder 5. Versuch endlich fertig waren, da wir immer wieder irgend welche Teile fanden, zeigte das Thermometer nur noch –8° an, erholte sich aber, noch bevor die Gäste kamen. Spät in der Nacht kam dann das Unvermeidliche: Ihr könnt doch noch einige Tage bleiben, ihr habt doch noch zwei Wochen Zeit, und mit meinem Auto brauche ich nur 2 – 3 Tage nach Düsseldorf……….

  

Montag, 4. Juli   9. Reisetag   Rumänien

Abfahrt so um 1000 Richtung Norden nach RAMNICU VALCEA. Ab dort entlang des OLT einige Klöster, Kirchen und eine Wehranlage anfahren.

 

In SIBIU (Hermanstadt) stellten wir den Bock kurz vor dem Marktplatz in der Altstadt für 1h Stadtbesichtigung ab.

 

Mir macht es immer wieder Freude, von der Route 1 / E 68 Richtung BRASOV (Kronstadt) die bis zu 2500m hohen Bergspitzen des MUNTI FAGARAFUTUI Gebirge zu sehen. Unser Ziel für heute Abend sollte in CODLEA die Pensiune puiu 2000 POPA  auf der Lungä / Horia Str. sein. Die hatte aber wegen Urlaub geschlossen.

 

So fuhren wir 10 km weiter bis GHIMBAV (Weiden) in das schnuckelige CASA ALBA.com.ro/ direkt am Kreisverkehr, wo ich vor Jahren schon einmal zwei Nächte verbrachte.

 

In dem sehr netten Wirt, der mindestens 4 Sprachen beherrscht,  findet man immer einen kompetenten Ratgeber. Bei 35,- € buchten wir gleich für zwei Nächte. Hier lernten wir beim Abendessen zwei Monteure aus Thüringen kennen.

 

Dienstag, 5. Juli   10. Reisetag   Rumänien

Heute wollten wir eine kleine Rundfahrt zu einigen Sehenswürdigkeiten hier in den Kaparten machen. So fuhren wir zunächst durch BRASOV über die Route 1 / E 60 in Richtung BUKAREST. Unser südlichstes Ziel war SINAIA mit den Schlössern PELES und PELISOR, sowie das Bahnhofsgebäude. Auf der ca. 70 km langen Straße lassen der Baustil und die angebotenen Waren am Straßenrand uns zu dem Schluss kommen, dass es hier doch sehr dem Schwarzwald ähnelt. Die in Wikipedia beschriebenen Schlösser sind einen Besuch alle male Wert. Auf dem Rückweg bogen wir in PREDEAL links ab und fuhren über die 73a nach BRAN.

 

Wenn schon der Schwarzwald seinen Namen wegen der dunklen Wälder bekommen hat, sind die bewaldeten Berge hier noch einen Tick dunkler, ja sie erscheinen fast schwarz. Es lässt sich leicht vorstellen, welche Ängste und Sorgen die Reisenden, hier in den südlichen KARPARTEN, zwischen TRANSSILVANIEN und der WALACHEI, plagten.

 

Auch dies mag BRAM STOKER dazu bewogen haben, den Hauptort seines Dracula Romans gerade hierhin, auf die TÖRZBURG in BRAN, zu legen. Beschreibung hierzu in Wikipedia unter VLAD TEPES. Auch wenn der Ort einer Touristenfalle gleich kommt, ist eine deutschsprachige Führung durch das Schloss ein absolutes muss.

 

Auf dem Rückweg sind wir in RASNOV rechts abgebogen auf die Route 1e nach POIANA BRASOV, einem Wintersportort mit hübschen Hotels und einer wunderschönen Holzkirche. Von hier aus bietet die Straße in den Serpentinen an      2 – 3 Stellen die Möglichkeit, einen herrlichen Blick auf das unten gelegene BRASOV zu genießen. Die 1e endet dann auch direkt in der Altstadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten.

 

Später, nach einem opulenten  Abendessen im CASA ALBA, änderten wir zum ersten Mal die geplante Route. Da ich diese Straße von früher noch in sehr guter Erinnerung hatte, wollten wir in CLUJ  NAPOCA übernachten.

 

Mittwoch, 6. Juli   11. Reisetag   Rumänien

Die ersten 100 km bis SIGHISOARA (Schässburg) ließen sich auf der sehr gut ausgebauten Route 13 / E 60 mühelos und fließend zurücklegen. Dort wechselten wir auf die Route 14, um einen Abstecher zu der im 14. Jahrhundert errichteten Kirchenburg in BIERTAN (Birthälm / Wikipedia) zu machen. Hier, wohl im tiefsten sächsischen  Siebenbürgen, sahen wir ein Leuchten in seinen Augen, als der junge Gastwirt ein wenig deutsch mit uns sprechen konnte.

 

Am frühen Nachmittag waren wir in TIRGU MURES (Neumarkt am Mieresch) mit seinem schönen Stadtkern. Ab hier gab es für die nächsten 110 km wieder eine angenehm zu befahrene Straße. In CLUJ NAPOCA (Klausenburg) ließ ich mich vom Navi direkt zum Hotel FULLTON bringen. (Str. Sextil Puscariu No 10)

 

Während ich in der engen Gasse versuchte, das Moped hinter die Absperrung einer Baustelle zu positionieren, begab sich Iris zur Rezeption: Ist noch eines von den (im Marco Polo beschriebenen) Zimmern mit Himmelbett frei ? Ja, für ca. 50 € hätten wir noch Doppelzimmer. Prima. Als wir die Helme und die Ballontasche bei der netten Dame hinterlegen wollten: Sie können auch direkt vor der großen Holztür parken, ich fahre den SUV kurz weg und stelle ihn dann wieder vor die Maschine – wir haben hier Video. Na gut, alles also noch einmal. Etwas später erkundeten wir noch die nähere Umgebung und gelangten zum Abendessen auf einen kleinen Platz, ca. 300 m vom Hotel entfernt.

 

Um diesen herum gab es wohl 10 – 12 Restaurants, Kneipen und Bars. Letztendlich verbrachten wir den Abend in einer Kneipenbar, die zum Fullton dazu gehörte. Hier dröhnte aus den Lautsprechern in einem der vielen Räume geile Livemucke. Genau das, wonach man eigentlich immer wieder sucht. Leider wurden wir nach 1h darauf hingewiesen, dass hier gleich noch ein Konzert gegeben wird, welches dann auch von 4 jungen Musikern mit Streichinstrumenten abgehalten wurde.

 

 Donnerstag, 7. Juli   12. Reisetag   Rumänien

Kaum 5 min im Stadtverkehr unterwegs vernahm ich von achtern: Oh, halt doch mal an, das muss ich mir unbedingt mal ansehen und knipsen. Es war die Kathedrale am Cluj City Center mit seinem imposanten Denkmal. Wegen der weiteren Sehenswürdigkeiten sollte es noch eine gute Stunde dauern, bis wir die Stadtgrenze erreichten. Nur an der URSUS Brauerei sollte ich nicht anhalten.

 

Entlang des SOMES fuhren wir auf der 1c bis DEJ (Desch), um dann auf der Route 17 über BISTRITA (Bistritz) zum TIHUTA Pass zu gelangen. Nach meiner Erinnerung gab es auf dem Pass in PIATRA FANTANELE das Hotel Castel Dracula Srl. (Bericht in die Welt.de vom 28. 10. 2008) Die Überraschung war jedenfalls gelungen.

 

Am Bahnhof von VATRA DORNEI (Dorna – Watra) bogen wir rechts ab und folgten auf der 17b dem Fluss BISTRITA. Die kommenden 90 km waren landschaftlich zwar sehr schön, aber der Zustand der Straße glich dem ISKAR Durchbruch.

 

Für das, was wir heute noch vorhatten, schmissen uns die über 2 1/2h Fahrzeit bis zum MUNTELUI Stausee ein gewaltiges Stück zurück. Auf der Route 15 konnte ich zwar etwas Zeit gut machen, als wir jedoch in BICAZ auf die 12c abbogen, fuhren wir einer bereits sehr tief stehenden Sonne entgegen.

 

Hier machten wir einen Abstecher durch die BICAZ KLAMM zum LACU ROSU (Google) Selbst die Fotos im Netz lassen nur annähernd ahnen, wie atemberaubend die Strecke beim Befahren wirkt. Mehr oder weniger vergleichbar mit Strecken wie dem Hirschsprung im Höllental hinter Freiburg, die Route 48 von Cortina d' Ampezzo und hier besonders das letzte Teilstück von Vigo di Fassa nach Bozen, Südtirol. Ebenso die N 85 Grasse – Digne Les Bains sowie Castellance – Moustier Ste-Marie, Süd Frankreich. Sogar Deutschland braucht mit der 470 in der Fränkischen Schweiz von Pegnitz nach Forchheim einen Vergleich nicht zu fürchten……….

 

Bevor die Schwärmerei mich melancholisch stimmt: Oben angekommen musste wegen der Uhrzeit, 1930, eine Entscheidung getroffen werden. Hier ein Hotel suchen, oder noch ca. 60 km – also eine gute Stunde nach PIATRA NEAMT (Kreuzburg a.d. Bistritz) fahren. Da ich für letzteren Ort bereits 2 Pensionen im Navi hatte, fuhren wir dorthin. Als wir an der zweiten Adresse auch weit und breit keine Pension ausmachen konnten, war die Stimmung etwas gereizt. Auf dem Weg ins Zentrum kamen wir am 12 Etagen Hotel CEAHLAU vorbei. Und fragen kost' ja nix.

 

Als Iris zurück war sagte Sie, dass eine kleine Suite hier ca. € 190,- kosten soll: Ich habe dich doch nicht los geschickt, um nach einer Suite zu fragen…….  Ja aber die Doppelzimmer sind alle ausgebucht ! Ach was, lass mich da mal hingehen.

 

Irgendwie hatten wir mit dem Moped schon für Aufsehen gesorgt. So wurden wir auf dem kurzen Weg, zu dem älteren Mann in der schwarzen Anzughose und dem weißen kurzärmligen Hemd, von einer netten jungen Mutter mit Kinderwagen nach unserm Problem gefragt. Auch den 3 dazu geilten Personen schilderte ich unsere Situation nochmals. Ja, da gibt es eine Pension vielleicht 15 km vor der Stadt mit französischem Namen.

 

Der ältere Mann vom Hotel hielt mich am Arm fest, als ich die Karte holen wollte und sagte nur: Moment. Nach ca. 3 Minuten kam er wieder aus der Lobby, und die junge Mutter übersetzte: Da heute wohl nur noch wenige Gäste kämen, könnten wir auch für den DZ Preis von € 50,- in einer der Suiten übernachten. Also im Osten denkt man noch funktionell – nimm mit, was du kriegen kannst, und jeder ist zufrieden.

 

Das Moped könne ich über den Hintereingang in den Hof fahren, solle mich jedoch unbedingt vom Hund fernhalten. Dieser angekündigte ’Wachhund’ verschwand zitternd in seiner Hütte, als ich beim Befahren ein wenig Gas gab.

 

 Freitag, 8. Juli   13. Reisetag   Rumänien / Ukraine

In diesem Hotel bekamen wir bereits bei der dritten Nachfrage Kaffee statt Espresso. Na dann auf in Richtung Ukraine. So fuhren wir nördlich über TARGU NEAMT, um auf die Route 2 Richtung SUCEAVA zu kommen. Dort angekommen stellten wir schnell fest, dass der Verkehr in der Mittagszeit erheblich zu stark war, um hier Ausschau nach Sehenswürdigkeiten zu halten. So entschieden wir uns, über die 17 wieder westlich in die Kaparten zu fahren.

 

Befanden sich doch hier die vier Klosteranlagen von HUMORULUI, VORONET, MOLDOVITEI und SUCEVITA im Umkreis von 50 km, die alle ausführlich in Wikipedia beschrieben werden. In bleibender Erinnerung ist mir noch die Fahrt zum Kloster HUMOR.

 

Hatte ich bereits eine ganze Weile einen leeren Holztransporter vor mir, dessen Fahrer gute Siegeschancen auf der PARIS – DAKKAR gehabt hätte. Also legte ich ihn mir erst einmal zurecht. Just in dem Moment, als ich zum Überholen ansetzte, fuhr dieser mit den linken Hinterrädern und einem solchen Getöse über einen Kanaldeckel, dass ich meinte von Iris ein Nierenhämatom zu bekommen. Da der Laster den ca. 1m runden Deckel nur knapp erwischte, wurde dieser aus seinem Sitz katapultiert und befand sich gut einen Meter in der Luft. Glücklicher Weise gelang es mir, rechts an dem offenen Loch vorbei zu steuern.

 

Auf dem Rückweg sahen wir den Deckel zwar immer noch am Straßenrand, irgend jemand hatte jedoch so viel Mitleid, wenigstens einen abgeschnittenen Baumzweig in den Schacht zu stecken. Käme hier ein Moped mit dem Vorderrad hinein, wäre ein Überschlag unvermeidlich.

 

Am späten Nachmittag tankten wir in SIRIT vor der Grenze noch einmal voll. Wer weiß, ob es in der Ukraine überhaupt Sprit gibt ? War es doch auch für mich das erste Mal, dieses Land zu befahren, da wir 2002 noch ein Visum benötigt hätten. Wer schon jemals  durch die alte Ostzone fuhr, fühlte sich in diese Zeiten zurück versetzt. Na gut, freundlicher sind sie hier ja doch. Nach dem vierten Kontrollpunkt dann nur noch der Zoll. Also, links 'ne Mopedspur aufgemacht und bis nach vorne durch.

 

8 – 10 Ukrainer warteten an einem geschlossenen Schalter, machten aber nicht den Eindruck maulen zu wollen. Einer wies freundlich mit der Hand zum Ende der Schlange. Da aber mein T-Shirt für jeden offensichtlich nass geschwitzt war, merkte ich an, nur im Schatten stehen zu wollen. Nach gut 15 min kam dann ein Zöllner mit erhobenen Daumen auf uns zu: Motoristie harascho ! Jetzt wollte ich mit meinem Zauberwort punkten: Ich Tourist, Transit !!!  Als er seine offene Hand auf und ab bewegte und varta sagte, hatte ich ihn sofort verstanden. Gut 10 Minuten später waren wir dennoch die Ersten.

 

Nun konnte ich mein Sauna-ukrainisch anbringen und rief akzentfrei: Spasibi, buvay. Das freute ihn. Beim Aufsetzen der Helme, kam jemand aus der wartenden Schlange und sprach uns mit einem 'Klitschkodeutsch' an: Entschuldigung, wo wollen Sie hin ? Nach CHERNIVTSI (Tschernowitz). Bitte, habe ich vorhin eine Radarkontrollska 2 km von hier gesehen. Fahr langsam – ist hier sehr teuer. Oh ja, super, vielen Dank.

 

Also doch noch irgendwie Ostzone ?  Ne, hätte sich da keiner getraut zu sagen. Sind sehr nette Leute hier. Trotz genauer Beobachtung, habe ich bis zur Stadtgrenze keine Kontrolle mehr ausmachen können. Die Beschaffenheit der Straße lud aber auch nicht dazu ein, sich hier ein Knöllchen zu holen. Hatte ich durch die vielen Touren bereits die Erkenntnis erlangt, dass besonders in Osteuropa die letzten Km auf den Straßen in Grenznähe vernachlässigt werden, sollten wir in CHERNIVTSI noch eines Besseren belehrt werden.

 

Gleich zu Anfang der Stadt machten wir, trotz kyrillischer Lettern, einen Geldautomaten aus. Durch das hier etwas 'andere' Verkehrsgewusel konnte ich das Moped, erst nach gut 150 m, in einer Bushaltestelle anhalten. Den Helm über den Spiegel gehängt, deutete ich Iris, nun Geld zu holen. Als ich mich nach einer Weile am Automaten durchgekämpft hatte, sah ich sie neben mir stehen: Was machst Du denn hier ? Ich wollt' mal gucken, wie das hier so geht. Du sollst doch am Moped bleiben – was, wenn die hier klauen? Ich hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, als meine Gedanken mich auf meine Spießigkeit hinwiesen.

 

Zur Stadtmitte hin wurde die geteerte Straße von Kopfsteinpflaster abgelöst. Ab hier benötigte ich teilweise sogar die Fläche des Gegenverkehrs, um den Schlaglöchern zu entkommen. Dies ließ jedoch nicht die Autos, und im Besonderen die SUV's, davon abhalten, im Feierabendverkehr mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit allseits an mir vorbei zu rauschen.

 

Was war ich froh, die Adresse vom kaiser-hotel.com.ua im Navi zu haben. So brauchte ich mich 'nur' auf den Verkehr zu konzentrieren. Schließlich gab es auch hier am Ziel wieder kein Hotel zu der angegebenen Position. Auf der anderen Seite stach mir eine kleine Bierbude ins Auge. Ein kaltes Bier käme jetzt gut, und die Einheimischen haben immer gute Tipps. Ich bestellte 0.5 l eiskaltes im Plastikbecher. Als ich einen 5 Griwna Schein (ca. 45 Cent) hinhielt, füllte der Zappes gleich noch einen Becher voll. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass Iris gar kein Bier wolle. Er nahm das Geld, drückte mir den Becher in die Hand und machte mir klar, dass er gerade kein Kleingeld hätte.

  

So bekamen wir heraus: Hotel Kaiser ?, noch 500m weiter, hinter der Brücke links. Siehst'e, klappt irgendwie immer.


Unter den vielen Dingen, die dieses Hotel vorteilhaft machen, fanden wir  nicht nur den Preis von € 30,-. So haben einige Zimmer ihren Eingang direkt zum Hof, mit Parkplatz gleich vor dem Fenster. Wir verbrachten den Abend im angenehm kühlen Restaurant, welches terrassenförmig in den Hang gebaut wurde. Eine architektonisch sehr gute Idee.

 

             Sonnabend  9. Juli   14. Reisetag   Ukraine

Heute sollten wir zu zum östlichsten Punkt unserer Reise kommen, noch hinter den 26. Längengrad. Zunächst  über die H 10, befuhren wir danach die H 03 bis zur Festung CHOTYN am DNISTER. Hier wurde den Touristen in einigen Beispielen das Burgleben dargeboten. Danach fuhren wir nach KAMJANEZ PODILSKYJ.  Auf dem Rückweg nach KOLOMYJA wollte ich Iris mit einer Kristallhöhle in KRYVCE überraschen. Da es ja bis jetzt immer geklappt hatte, ließ ich meinem Navi freien Lauf.

 

Ein Fehler, den ich über den heutigen Tag hinaus noch lange bereuen werde. Der kürzeste Weg führte sehr schnell weg von der bis dahin noch akzeptablen Hauptstraße. Aus schlechten Straßen wurden bessere Feldwege, die über Schotterpisten in landwirtschaftliche Wege endeten. Als wir glaubten, mit dem Ortsschild KUDRYNTSI direkt neben einer Bushaltestelle wieder in der Zivilisation angekommen zu sein, war nur der Glaube der Vater des Gedankens. 

 

Auf unsere Frage wiesen uns zwar 3 Einwohner die Richtung nach KRYVCE, dieser Weg endete jedoch an einer Hängebrücke über einen Nebenfluss des Dnister. Zwei gewaltige Stahlrohre machten es zum Glück unmöglich, meinen Gedanken, hier und jetzt mit dem Moped über diese abenteuerliche Konstruktion zu fahren, in die Tat umzusetzen.

 

Ich war und bin immer noch der Meinung, dass man sich irgendwann damit abfinden muss, wenn man verloren hat. Jetzt und hier schien dies der Fall zu sein. Es verging noch eine knappe Stunde, bis ich auf einer geteerten Hauptsraße den Dreck und Staub wieder von der Pelle hatte. Na dann tschüss Kristallnaja und ab nach KOLOMYJA.

 

Die vielen wunderschönen orthodoxen Kirchen entlang der Straße waren uns eine Augenweide und ließen die Laune wieder besser werden. Mitten auf dem Marktplatz in KOLOMNYJA befindet sich das OSTEREI MUSEUM und im Hotel PISANKA nebenan bekamen wir ein DZ für € 30,-.

 

Später gingen wir in ein Restaurant, in dem auf mehreren Holzkohlegrills die verschiedensten Fleischgerichte zubereitet wurden. Der einzige freie Platz für uns beide war am Ende eines langen Holztisches, an dem bereits eine Gruppe von          8 – 10 Jugendlichen saß. Iris hatte dann etwas geordert, wovon sie über die Hälfte stehen ließ. Ich beschloss dort sitzen zu bleiben, während sie noch Fotos in der Stadt machen wollte.

 

Trotz mehrerer Versuche meinerseits, mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen, zeigten diese kein Interesse. Nach längerem Studium viel mir auf, dass nur zwei Mädels am Tisch saßen. Das alleine war ja nichts Schlimmes. Es kamen aber immer wieder mal Jungens hinzu, die hier jedem die Hand reichten, außer den beiden Mädels. Ja schlimmer noch, diese kleinen möchte gerne Machos würdigten ihnen noch nicht einmal einen Blick.

 

Langsam begann es mir Freude zu machen, diesen kleinen Drecksäcken den Stammplatz weggenommen zu haben – und wehe, einer hätte sich auf Iris’ freien Platz setzten wollen……….

 

            Sonntag, 10. Juli   15. Reisetag   Ukraine

Warum auch immer, wir schafften es bereits um 0950 am Ortsausgang zu sein. Es sollten gut 50 km werden, bis wir ab JAREMCZE auf der H 09 zunächst den PRUTH  hinauf, dann über den JABLUNYZKYJ Pass und weiter entlang der THEISS in die SCHIDNY KARPARTY gelangen sollten. Aber irgendetwas war heute anders.

 

Entlang der Straße liefen immer wieder junge, hübsche Frauen, die sich mit ihrem kleinen Schwarzen so gestylt hatten, dass man ins Grübeln kam, ob sie gerade von der Arbeit kamen, oder zur Arbeit wollten. Etwas später sah ich dann eine dieser Schönheiten auf eine Kirche zugehen – rein optisch schien der Glaube hier noch in Ordnung zu sein.

 

Die gesamte Strecke von DILJATYN, KREMINZI, JASSINJA bis RACHIW bietet hinter (fast) jeder Kurve eine neue Sehenswürdigkeit. Kurz hinter TATARIV ein großes Hinweisschild: BUKOVEL 14 km. So haben wir auch zu diesem riesigen Skigebiet, mit dem sich die Ukraine für die Winterspiele 2018 beworben hat, einen Abstecher gemacht.

 

Kurz nach 1200 und kurz vor YABLUNYTSYA sollte es dann passieren. Fuhr ich doch über in einer Kurve liegende Kuppe geradewegs bergab in eine Radarkontrolle. Kein Entgegenkommender hatte gewarnt. In Rumänien undenkbar. Mit einer stoischen Ruhe holte der Verhandlungsführer seinen jüngeren Kollegen, auf dessen Radarpistole unter meinem Foto die Zahl 76 stand. Auf meine Beschwichtigung, das Moped könne gar nicht so schnell fahren, erwiderte er, dass er dies auch vermutet, jedoch der Abhang gerade hier so steil sei, dass eventuell ja dadurch……… 

 

Nachdem er mich bestimmt schon 5 – 6 mal gefragt hatte, was WIR denn jetzt machen sollen, und Iris langsam mit mir zu schimpfen begann, führte er mich über die Straße in seine Bude. Hier machte sich nun seine Putzfrau mit einem Donnerwetter Luft, was wir uns denn dabei dächten, Fußabdrücke auf dem nass gewischten Boden zu hinterlassen. Wir sahen schnell ein, dass die Frauen ja recht hätten, mit uns zu schimpfen und einigten uns auf einen Preis von ca. € 35,-, damit ich heute Nacht nicht draußen schlafen müsse. Mir stellte sich auch nicht die Frage nach einer Quittung. Na ja, habe ich den Beiden heute mal den Mittagsschoppen finanziert. Sind ja eigentlich auch nur Kollegen.

 

In RACHIW, dem Ort von Europas geographischer Mitte, machten wir dann Mittagspause. Südlich von DILOVE führt die Straße nun westlich, wobei der Fluss  THEISS die Grenze zu Rumänien bildet. Ab hier, bis zu unserer nächsten Pause kurz vor CHUST, standen mit glänzendem Buntmetall bedachte Holzhäuser, zum Teil von einer solchen Größe und Schönheit, dass ich diese in dieser Gegend nie und nimmer erwartet hätte. Hier wurde mit Geld einfach nur geprotzt.

 

Am späten Nachmittag trafen wir in MUKACEVE ein. Das DZ im STAR HOTEL auf dem Mira Platz 10 -12 buchten wir für € 50,-. Auch in diesem Ort fanden sich später noch einige Lokale, bevor wir von einem heftigen Gewitter mit Platzregen überrascht wurden. Da das Moped nicht abgedeckt war, brauchten wir am nächsten Morgen über 2 Stunden, um die Sachen einigermaßen zu trocknen.

 

             Montag, 11. Juli   16. Reisetag,   Ukraine

Um nach L’VIV (Lemberg) zu gelangen, entschieden wir uns, die E 471 / M 06 zu nehmen. Sie querte die Karpaten wieder in nord – östlicher Richtung, bot jedoch bei Weitem nicht die Highlights, wie wir sie tags zuvor erfuhren. In STRYJ bogen wir links ab, um auf der T 1418 nach DROHOBIC (Drohobytsch) zu gelangen. Hier wollte Iris zur hölzernen St. Georgs Kirche, der hölzernen Kreuzerhöhungskirche und zur Ruine der Großen Synagoge.

 

Alle, die wir fragten, wussten keinen Rat. Sogar die Fotographie aus dem MARCOPOLO veranlasste nur Kopfschütteln. Später sollten dann auch wir feststellen, dass diese mit dem wahren Anblick nicht mehr viel gemeinsam hatte.

 

Für L’VIV hatte ich wieder Hotels im Navi gespeichert. Schon vor dem ersten, zwar wieder so ein russischer Plattenbau, standen so um die 40 Mopeds. Iris hatte jedoch im MARCOPOLO den Platzhirschen, das LEOPOLIS, direkt in der Stadtmitte ins Auge gefasst. Für die abenteuerliche Fahrt von ca. 1,5 km, benötigten wir fast eine halbe Stunde. Während sie sich erkundigte, stiegen Leute aus einem vorgefahrenen Bus, die wohl reserviert hatten. Auch wenn wir das Doppelte von den uns mitgeteilten € 230,- auf den Tisch legten, hätten wir noch lange nicht zur Zielgruppe gehört.

 

Wegen des hoffnungslosen Verkehrschaos wurde das bereits vorhin angefahrene Hotel DNISTER zur Nummer 1. Da es ohne Bilder eigentlich unbeschreibbar ist, möchte ich über die Rückfahrt nur folgendes erwähnen: Auch hier auf dieser Kopfsteinpflaster – Buckelpiste galt die Devise, nur der Erste ist der Beste. So weiß ich jedenfalls nicht mehr wie, aber plötzlich befand ich mich zwischen den Gleisen der dortigen Schmalspur – Straßenbahn. Meine Hoffnung, nun nur noch rechts überholt zu werden, brach zusammen wie ein Kartenhaus. Mein Adrenalinspiegel erhöhte sich schlagartig, als das Navi anzeigte, gleich links abbiegen zu müssen. Dies war absolut nicht möglich, da beide Gleise gut 8 cm höher als das Pflaster waren.

 

Um hier heile 'rüber zu kommen, sollte der Querungswinkel gegen 90° gehen. So musste erst – und die haben das geschafft – der gesamte Verkehr zum Stillstand kommen, bis ich dann irgendwie über alle Schienen hoppelte. Um dem nun vorzubeugen, beschloss ich ganz rechts zu fahren.

 

Als ich auf dem Navi ablas, dass die Verkehrsführung zunächst links, dann aber wieder im großen Bogen rechtsherum weiter ging, wollte ich dieses Wissen ausnutzen, in dem ich auf einer breiten Hotelanfahrt einfach geradeaus fuhr.

 

Das Durchfahrt verboten Schild, auf den der Page immer hinschaute, hatte ich auch schon gesehen. Aber für so ’ne Lappalie musste er ja nicht den Zeigefinger vor dem Bauch hin und her schwenken.

 

Kaum dass ich mich wieder in den Verkehr einfädeln wollte, schauten mich zwei Polizisten mit großen Augen verwundert an, wo ich denn her käme. Es bedurfte etwa 10 min und einem sehr großen Repertoire von Tricks, dass auch sie zufrieden waren, uns straffrei fahren zu lassen.

 

Im Hotel DNISTER durften wir den Bock direkt unter der Überdachung neben dem Eingang abstellen. Beim Aufbocken kam ein Uniformierter und stellte sich dezent mit einem fahrbaren Kofferkuli neben uns. Auf meine Aussage, dass ich hier noch eine Weile mit Umpacken beschäftigt wäre, ging er wieder in die Lobby. Wollte ich doch bei dieser Bewachung wieder nur das Nötigste mit aufs Zimmer nehmen.

 

Da Iris erfahren hatte, dass es hier einen Waschservice gibt, dauerte die ganze Aktion noch gut 20 min. Alles in die richtigen Taschen gepackt, ging ich nun zum Aufzug, als doch just in diesem Augenblick der Page mir den Weg versperrte. Den hatte ich ja gar nicht mehr auf meiner Rechnung. So durfte ich auf dem Zimmer die Höhe seines Trinkgeldes bestimmen. Eine Situation, die ich auf meinen ca. 240.000 km in den letzen 25 Jahren auch noch nie erlebt hatte.

 

Während ich die Wegepunkte für den kommenden Tag auf dem Raucherbalkon eingab, hörte ich die Gespräche an den Nachbartischen. Hier befand sich ein Teil einer ca. 40 Personen zählenden Mopedgruppe, die über ganz Deutschland verteilt wohnte. Sie hatten eine Tour nach ODESSA gemacht und waren nun wieder auf dem Rückweg. Ein Mädel ihrer Gruppe ist im Dunkeln in einen offenen Gully gefahren und hatte sich überschlagen. Ein Anderer hatte über Internet erfahren, dass westlich von Lemberg eine Regenfront auf uns zukommt. Dies verhieß auf den hiesigen Straßen nichts Angenehmes.

 

Am Abend besuchten wir u. a. das im MARCOPOLO beschriebene KRYJIVKA.com.ua. Alles in allem nicht schlecht, bei einem nächsten Besuch werde ich aber vermutlich das Bierhaus ROBERT DOMS mit dem nahe gelegenen HOTEL-EDEM.lviv.ua bevorzugen. Als wir wieder im Hotel waren, lagen unsere für € 43,- gewaschenen Klamotten gefaltet auf dem Bett.

 

            Dienstag, 12. Juli   17. Reisetag,   Ukraine / Polen

Die knapp 30 Bikes waren gut 10 min vor uns gestartet. Wegen leichtem Nieselregen zogen wir unsere Kombis an, und ich versuchte alles, um vor ihnen am Grenzübergang zu sein. Bei der Ausreise aus der Ukraine war mir dies dann auch gelungen. Die Polen nahmen ihren Auftrag, als Außengrenze der EU, hier jedoch äußerst genau.

 

So benötigten wir in einer 5er Reihe gute 90 min, um in den Abfertigungsbereich zu gelangen. Zu meiner größten Sorge schafften es dennoch 4 – 5 Mopeds vor uns die Pässe abzugeben. Denn jetzt kam, was kommen musste. Der deutsch sprechende Zöllner ging mit einigen, bereits überprüften Pässen in der Hand zum ersten Moped und übergab sie mit den Worten: Alles Gut !!! 

 

Anstatt das Maul zu halten, quatschte der Fahrer von drei Stangen Zigaretten, wovon zwei ja seinen Kumpels irgendwo dahinten gehören würden………..  Da der Zöllner dies wohl gar nicht hören wollte, ging er schon zum nächsten Fahrer. Jetzt lief der erste Biker hinter ihm her und fragte, ob er das mit den drei Stangen auch verstanden hätte ? Nun blieb dem Beamten keine Wahl: Von der Ukraine dürfe man aber nur 2 Schachteln einführen, ansonsten würde das ein PROBLEM werden.

 

Diplomatisch verschwand er wieder in seinem Büro, um die nächsten Pässe zu holen. Als er diese im 2. Durchgang verteilte, konnte der erste Fahrer nicht davon ablassen, nach der Lösung des Zigarettenproblems zu fragen, zumal doch alle in einer Gruppe fahren………

 

Da wir selber einiges mehr mit hatten, wollte ich den Depp auch nicht lautstark stoppen. Als der Zöllner zum dritten Mal mit Pässen vorbei lief, bot ihm der ’Schmuggler’ einen Aufnäher von der Polizei Hannover an, und sie wären ja alle im Polizeisportverein……..  Mit einer gelassenen Ruhe gab uns der Beamte unsere Pässe und fragte: Bei euch alles gut, ihr auch mit Gruppe ? 

 

Ich dachte nur jetzt oder nie: Nein zufällig hier, kann ich weiter, muss heute noch bis KATTOWITZ. Daraufhin bedeutete er seinem Kollegen, den Schlagbaum zu öffnen und wir waren durch.

 

Wir entschieden uns für die südliche Route auf der 28 über den Pass nach BIRCZA. Die nächsten beiden größeren Städte waren SANOK und KROSNO. Bis NOWY SACZ  bot die Landschaft keine Highlights. Dort machten wir eine Pause fotografierten eine sehr futuristische Kirche. Der weitere Weg führte uns nördlich auf der 75 entlang des J. ROZNOWSKIE Stausees. Über kleine Wege kamen wir in BOCHNIA auf die E 40. Kurz vor WIELICZKA noch mal Tankstopp und was trinken.

 

Im Grunde ist dies nicht erwähnenswert, aber folgendes muss dazu gesagt werden:  Schon beim Betreten der ’Pommesbude’ konnte man einen solch stechenden Geruch von Verbranntem vernehmen, dass man bei den ersten Atemzügen seinen Hustenreiz nur schwer unterdrücken konnte. Also schnell was in der Flasche bestellt und raus an die Tische. Dort, wo alle sich trafen, die nicht unbedingt noch was bestellen mussten, erst mal eine rauchen. Bevor ich die Kippe anzündete, suchte ich vergebens nach einem Aschenbecher. So begab ich mich noch einmal an den ’Brandherd’ und fragte die Bedienung höflich, ob ich von ihr einen bekommen könne. Panisch gab sie mir laut zu verstehen, dass hier das Rauchen verboten sei, da sonst die Luft so ’schlecht’ würde…...

 

Nachdem es eine Weile dauerte, bis ich das verdaut hatte, schwangen wir uns wieder auf die Kawa, um durch KRAKAU über die 94 bis OLKUSZ und dann letztlich nach KLUCZE zu fahren. Hier wollte uns Henrik an der Bushaltestelle im Ortskern abholen. Er, den wir aus Düsseldorf kennen, machte zufällig gerade Urlaub bei seinen ca. 80jährigen Eltern. Ein Empfang, wie auf dem Lande halt üblich, als kenne man sich schon ewig. Bei einer solch herzlichen Unterbringung und Bewirtung lassen Gestik und Augenkontakt jegliche Sprachunterschiede nichtig werden. Zeitlich hatten wir Luft, 2 hier Nächte zu bleiben.

 

            Mittwoch, 13. Juli   18. Reisetag,   Polen

Heute, ja heute, wo könnten wir denn heute mal hinfahren ? Mit dieser Frage hätte ich Iris nicht kommen dürfen. Nach ihren Vorschlägen, hätten wir Henriks Mutter einen riesigen Gefallen getan und wären doch einige Nächte geblieben. Da Iris eine Doku über eine Kristallkirche im Salzbergwerk in WIELICZKA gesehen hatte, und ihr gestern schon bei der Vorbeifahrt einige Plakate ins Auge stachen, sollte dies unser weitestes Ziel sein. Zum aufwärmen entschied ich mich auf dem Hinweg durch den lohnenswerten OJCOWSKI Naturpark zu fahren. Kurz hinter KRAKAU konnte nur der  einen Fehler machen, wer die Ausschilderung zum Bergwerk komplett ignoriert.

 

Ab dem Ortseingangsschild bot nahezu jede Hauseinfahrt einen Parkplatz feil. Mit dem Moped werd’ ich dann mal wieder bis zum Haupteingang fahren. Hier fand ich auch einen Platz, wo ich absolut keinen störte. Dies bestätigte mir sogar der Parkwächter gut 20 m weiter:

 

Da steht Motorrad sehr gut, und nur 10 Zloty – Auto 20 !  Da wir unabsichtlich von der falschen Seite zum Kasseneingang gelangten, zeigte uns eine Angestellte, wo die Warteschlange ungefähr enden müsse. Wir sollten jedoch nicht verzagen, wenn dies von hier aus noch nicht ganz zu sehen sei. Iris war immer noch entschlossen, bei diesem Spektakel mit dabei zu sein. So einigten wir uns darauf, dass sie mich anrufen solle, wenn sie hier durch sei. Ich suche dann lieber mal ’ne Tanke mit Hochdruckreiniger.

 

Oh, du schon wieder weg ?   Nööhh, hier pass mal auf Helm und Jacken auf. Ich muss tanken. Gut, nix extra kostet, wenn wieder komm', ich gut Auge auf Sachen.

 

Ganz in der Nähe fand ich einen CosyWash mit zwei Waschplätzen. Ich war die Nummer 3, direkt nach der Blonden mit dem SUV. Weil ich noch alle Teile absattelte, die nicht unbedingt nass werden müssen, bemerkte ich gar nicht, dass die Nummer 1 sein Programm schon ’durchgespült’ hatte. Jetzt wurde der SUV in der Waschbox in Stellung gebracht. Dazu benötigte die Blonde sage und schreibe 5 Anläufe mit 2 mal Aussteigen, Maßnehmen und Begutachtung. So konnte die Waschung endlich beginnen.

 

Ich nahm es als Respekt vor der Kawa hin, dass die nächsten drei Kunden sich an das längere Ende der Schlange einreihten. Meine Lady stellte jedoch den Schaltknopf beginnend mit Programm 1, jeweils dem Uhrzeigersinn folgend, um eine Nummer höher. Als das Glanztrocknen beendet war, schob sie noch ’ne Münze nach und die Schaumbürste begann zu sprudeln. Sie hatte auch keine Scheu mich nach Wechselgeld zu fragen, weil ihre Münzen mittlerweile aufgebraucht waren. Auf meine Chance hoffend, schüttelte ich den Kopf und hielt ihr nur drei von den zehn eingetauschten entgegen.

 

Mit sympathischer Freundlichkeit hörte ich irgendwie heraus, dass sie denn mal eben in den Konsum auf der Bergkuppe müsse, um zu wechseln.

 

Vermutlich nur weil ich ihm als Touristentrottel leid getan habe, vielleicht aber auch aus Anstand, kam ein älterer Herr aus seinem Wagen und wechselte ihr einen 10er. Auf dem Rückweg sprach er mich an, als er mir freundschaftlich auf die Schulter klopfte: Auto sauber machen dauert noch kleine Zeit.

 

Schien der die Blonde zu kennen ?  Ja sollten etwa Alle sie hier kennen ?  Hinter mir hatte sich immer noch keiner eingereiht. Egal, nach Schaumbürste kann ja nur noch Heißwachs kommen, und dann ist mein Bock dran.

 

Just in dem Moment, wo ich das Ende dieser Reinigung genießen wollte, rief Iris an. Sie hätte soeben an der Kasse eine Karte für 70,-  gekauft. Ja und ?  Ja, ab jetzt würde die Besichtigung noch gute 4h dauern. Ja dann ist es aber schon 1630. Ich wollt doch noch in KRAKAU Fotos machen. Aber nicht mehr heute. Und was soll ich jetzt machen ?  Pass auf, ich komm’ gleich vorbei, und entweder bist du beim Parkwächter, oder KRAKAU fällt aus. Kannste dir ja überlegen.

 

Während wir telefonierten, war das Münzprogramm der Blonden endlich abgelaufen, so dass nun Licht am Ende des Tunnels erscheinen müsste. Jedoch mit dem Öffnen der Heckklappe, war jedes Fünkchen Hoffnung wieder erloschen. Nahm sie sich doch jetzt ein Leder zur Hand, um den Wagen trocken zu bekommen. Mit meiner Gestik, dass sie dies doch auch auf dem Platz da hinten machen könne, wurde ihr polnisch unverständlicher und rüder. Der freundliche Mann von eben, der bereits 2 Positionen gut gemacht hatte, winkte mich mit dem Zeigefinger zu seinem Wagen und übersetzte: Mann von Frau hat gesagt, trocken machen mit Leder nicht in Sonne – gibt schlimme Wasserflecken. Im Weggehen hörte ich ihn noch sagen: Das hier alle 2 Wochen Mittwoch.

 

Na prima, genau deshalb bin ich ja gerade hierhin gekommen. Selbst die ca. 15 min, die es noch dauerte, um die Waschstation wieder zu verlassen, ließen meine Laune nicht fühlbar besser werden. Sollte Iris sich doch für den  Parkplatz  entschieden  haben, hatte sie jetzt schon wie lange gewartet ?  Was soll's, Sie wollte ja hier hin, ich ja nicht.

 

Ein weiteres Problem war, dass alle Wege, die mit dem Bergwerk zu tun hatten, nur aus Einbahnstraßen bestanden. So musste ich erst mal 5 – 6 Kilometer nach KRAKAU, bis eine Stelle zum Wenden kam.

 

Denn wer, außer mir, will schon ein zweites Mal in die Höhle des Löwen, wenn er ihr schon mal entkommen ist ???  Was hat das denn so lange gedauert, da hätt’ ich ja schon die Hälfte gesehen ???  Waren ihre Worte zur Begrüßung und danach Schweigen bis zur Altstadt von KRAKAU.

 

Also, ich geh’ mir jetzt hier alles angucken und bin dann in 3h wieder da, waren ihre ersten Worte, als ich Iris in der Altstadt absetzte. Obwohl sie keine Schuld traf, stand sie kurz davor die polnischen Überland – Busverbindungen zu testen. Mir hätte jedes Bier beim Henrik im kühlen Garten besser geschmeckt, als hier in der brütenden Hitze dumm herum zu sitzen.

 

Später, nach dem 2. oder 3. Bier und der köstlichen Sauerampfersuppe mit Ei, Kartoffel, Fleisch und Salat, war alles nur noch halb so warm, wie’s gekocht wurde.  Henriks Vater gab uns noch gute Tipps für den Weg am morgigen Tag.

 

                Donnerstag, 14. Juli   19. Reisetag,   Polen – Slowakei

Sicherlich war der Abschied wieder mal, wie immer wo man eigentlich noch hätte eine Woche bleiben sollen, sehr den Tränen nahe. Gestern hat es eine Gruppe von nur 10 Frauen geschafft, auf der Route 7 / E 77 für gute 6h den Durchgangsverkehr zu sperren…… Ich unterbrach  Henriks Papa: Wie soll das denn gehen ?  Die sind einfach ununterbrochen über einen Fußgängerüberweg gelaufen, und dann muss der Verkehr in Polen anhalten. So entschieden wir uns für eine alternative Route, zumindest bis WADOWICE. Sollte man in dieser Stadt etwas nicht bekommen, was Papst Johannes Paul II betrifft, dann gibt es dies noch gar nicht auf der Welt !!!

 

Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit konnte sich Iris nochmals an der Kamera austoben. Für Kirchenliebhaber bietet RABKA – ZDROJ schon ein schönes Panorama. Die letzte Pause vor ZAKOPANE wollte ich in einer ansprechenden Kneipe verbringen, die vorm Ortseingang direkt an der E 77 liegt. Die BMW, die uns seit einiger Zeit schon folgte, bog ebenfalls auf den Parkplatz ein und stellte sich gleich neben uns. Ein Schwede fragte, wie er denn von hier über die Slowakei nach BUDAPEST käme.

 

Nachdem ich ihm klar machte, nicht von hier zu sein, holte ich mein Kartenmaterial 'raus. Während wir die Karten studierten, bekam ich heraus, dass er bereits 2 Tage unterwegs war. Er wolle nun nach BUDAPEST, dann über den BALKAN nach ITALIEN. Dort will er bei MEILAND seinen Sohn aufnehmen und mit ihm die ALPEN abfahren, bevor er über DEUTSCHLAND wieder heimwärts fährt.

 

Und wo ist dein Kartenmaterial ?  Ja, das würde so viel Platz wegnehmen. Haste wenigstens 'n Navi ? Nee, ohne Karten wüsste er ja nicht, was er eingeben soll. Er würde sich an die Hauptstädte halten, die wären immer ausgeschildert. Er danke zwar sehr für die Hilfe, müsse jetzt aber langsam los, sonst schaffe er dies alles nicht mehr in den kommenden 10 Tagen.

 

Man mag mich bestimmt in die Kategorie 'bekloppt' stecken dürfen, bei dem was wir schon abgefahren haben, aber hier hatte ich wohl mal einen 'Spinner' vor mir. Nichts desto trotz war auch er Biker, und ich gab ihm meine Adresse in Düsseldorf, falls er mal Bedarf hätte.

 

In ZAKOPANE hatte sich augenscheinlich nichts geändert, erstes Mal gut – immer gut.  Wer im Gespräch über diesen Ort keine Träne unterdrückt, war hier noch nie gewesen. Sind wir doch bereits im Sommer '99 zum ersten Mal von der Slowakei aus, bei einer Tagestour um die über 2000 m hohen Berggipfel im TATRANSKY Nationalpark der HOHEN TATRA getourt.

 

Ihren wohl größten Wandel dürften die Orte auf der slowakischen Hochebene zwischen SUCHA-HORA und LIESEK erlebt haben. Erinnere ich mich doch hier noch sehr genau, als uns der Zöllner der Bruderstaaten SK und PL wieder in die Reihe verwies, da wir wegen eines Platzregens in seiner Nähe Unterschlupf suchten. Diese Grenzstation sucht man heute vergebens, wo beide Staaten Vollmitglieder sind, eines sogar mit EURO.

 

Ab TRSTENA ging es wieder auf die E 77 hier Route 59 bis DOLNY KUBIN. Knapp 40 Kilometer erstklassige Straße, entlang der ORAVA, wie jeder Biker sie wohl gerne fährt. In DOLNY KUBIN wechselten wir zwar die Straße, aber nicht den Fluss. So blieb die Landschaft für die nächsten 20 min bis KRAL'OVANY die gleiche.

 

Hier liegt an der Rückseite der West – Ost – Verbindung E 50 zwischen ZILINA und UZGOROD (UA), die sich in MUKACEVE nochmals in den ukrainischen, über CERNIVCI bis letztlich CHISINAU + ODESSA, sowie in den rumänischen über BAIA MARE und letztendlich BRASOV, BUKAREST + RUSE, unterteilt, genau am Kilometer 500 die schnuckelige  Penzion–Rosnicka.sk. Im Ort selbst liegt sie genau gegenüber des Bahnhofes, der hier 24h geöffnet hat.

 

Mit dieser Pension hat es Peter Rusnack mit seiner Frau geschafft, nach der Wende den Ausbau und das Angebot immer etwas zu steigern, ohne dabei jedoch preislich den Boden unter den Füßen zu verlieren. So zahlten wir Ende der 90er Jahre umgerechnet ca. 35,- DM fürs DZ, was auch bei der Euroeinführung noch lange Bestand hatte, und liegen jetzt bei € 16,- / Person inkl. Wellness etc.  Nun ja, was soll ich hier noch lange sülzen, schwimmen zu gehen war auch mal wieder eine Wohltat.

 

            Freitag, 15. Juli   20. Reisetag,   Slowakei – Tschechien

Den Weg zu unserem heutigen Ziel, CERNEVA VODA (Rotwasser in Mähren), sind wir in den letzten Jahren, trotz aller möglichen Nebenstrecken, bereits so oft gefahren, dass mir bei der Beschreibung ein wenig die Begeisterung fehlt. Da es immer wieder mal kurz nieselte und die Straße daher nie ganz abtrocknen konnte, ließen die Regenkombis das Ganze natürlich auch in keine bessere Aussicht rücken.

 

Die 50 km bis ZILINA laufen auf der E 50 ganz von alleine ab. Dann die ewige Baustelle bis BYTCA, wo es zwar jedes Mal auf der Straße etwas Neues gibt, es aber irgendwie kaum erkennbar ist, was nun genau. Ab hier hatte ich mich für die    ca. 70 km Waldstrecke bis VALASSKE MEZIRICI entschieden, um 20 km später in HRANICE eine Pause zu machen.

 

Kurz nachdem wir die Route 18 / E 442 befuhren, kam von hinten ein ’Bigbike’ auf. Der Fahrer war solo, ohne Gepäck und in Lederkombi unterwegs. Nach einer Weile hinter mir, setzte er zum Überholen an, erweckte dabei jedoch nicht den Eindruck, dass er bei den feuchten Straßenverhältnissen eine Jagt beginnen wolle. Da meine Metzeler Pneus sich bei Feuchtigkeit nicht zu verstecken brauchen, erhöhte ich die Drehzahl, um an ihm dran zu bleiben. Er kam zwar dem Schild nach aus CZ, schien sich aber hier in SK ganz gut auszukennen. In den Ortschaften gingen wir zwar an die Grenze, fuhren jedoch nie mit der Gefahr, geblitzt zu werden.

 

Nach MAKOV übernahm ich dann mal die Führung und er klemmte sich hinter mich, ohne Druck zu machen. Ab HORNI BECVA überließ ich es wieder seinem Heimvorteil, uns nach HRANICE zu bringen. Beginnend mit der tschechischen Tiefebene wurde auch das Wetter zunehmend sonniger. Da wir in der Stadt eine Pause einlegen wollten und die Zeit gekommen war, die Kombis abzulegen, verabschiedeten wir uns. Auch er schien in den letzten 80 min sichtlich Freude gehabt zu haben.

 

Nach der Fotopause fuhren wir über ODRY, der ersten 'Stadt' an der jungen Oder über kleinere Straßen bis HORNI–BENESOV. Ab hier ließ ich dem Bock auf dem schönen Teil der Route 11, über die Orte BRUNTAL, SOBOTIN, SUMPERK und BUKOVICE bis zur EVA – BAR, noch mal freien Lauf. Am späten Nachmittag überraschten wir dann Eva mit unserem Besuch.

 

Auch wenn die Herzensgute nur tschechisch spricht, irgendwie gelingt es immer, manchmal mit Hilfe herbei gebrachter Gäste, eine gute Konversation zu haben. Und was haben wir hier schon, bei wie vielen Feiern, 'verfressen und versoffen'.

 

               Samstag, 16. Juli   21. Reisetag,   Tschechien – Deutschland

Für ca. 50 km ist die Route 11 bis nach VAMBERK in westliche Richtung landschaftlich und von der Straßenführung sehr zu genießen. Ab dann haben die Konstrukteure für die nächsten 40 km bis HRADEC KRALOVE wohl vergessen, jegliche Kurven einzubauen.

 

Daher muss der Besuch dieser Altstadt so oder so eine Pflicht sein. Dadurch besteht die Möglichkeit, sich mental auf die kommenden 110 km bis zum Prager Ring einzustellen. Auch diese Strecke entlockt wohl keinem Mopedfahrer, ob der langatmigen geradeaus Passagen, irgendeine Freude am Fahren.

 

Die Entscheidung, diese Route zu wählen, wurde zu einem großen Teil durch die Wettervorhersage für den kommenden Tag getroffen. Die Aussicht auf heftigen Regen sollte uns heute noch so weit als möglich in Richtung Westen bringen.

 

Es gibt hier jedoch viele Straßen nordwestlich von HRADEC KRALOVE, evtl. sogar durch das Riesengebirge, über LIBEREC bis DECIN oder USTI, die wunderschön zu befahren sind. Mit der 'richtigen' Einstellung erreichten wir dann am späten Mittag das knapp 100 km entfernte CHOMUTOV.

 

Der Weg übers Erzgebirge, vorbei an MARIENBERG, zu Ulrich Reuter's wolkensteiner-zughotel.de, einem Bikertreff in WOLKENSTEIN SCHÖNBRUNN, versprach eine Erlösung zu werden. Eine Einladung in den ehemaligen Staatswagon vom alten 'Honnie' war uns früher schon mal eine  Übernachtung wert.

 

So gegen 1600 entschieden wir uns, das herrliche Wetter ausnutzend, noch bis LEGEFELD, südlich von WEIMAR, zu touren. Hier erfuhr ich über Telefon, dass es für uns bei Hubers noch ein Zimmer gäbe. So überraschten wir zum Abend noch eine von früher her bekannte Familie und wurden aufs herzlichste bewirtet. Leider verquatschten wir uns so sehr in der Zeit, dass die 'berüchtigte' kleine Kneipe der Einheimischen schon geschlossen hatte.

 

Obwohl es mir oftmals schon gesagt wurde, damit keinen Erfolg zu haben, versuchten wir dennoch durch einen über 1h Fußmarsch eine Bierbude zu finden. Heute sollte uns jedoch widerfahren, was wir auf der gesamten Reise nicht erleben mussten: Wir gingen durstig ins Bett.

 

             Sonntag, 17. Juli   22. Reisetag,   Deutschland

Leider sollte die Wettervorhersage Recht behalten, und uns erwarteten zum Teil heftige Regengüsse. So machten wir nur die notwendigsten Pflichtpausen und sind am späten Abend dann wieder schadlos nach ca. 8000 km in Düsseldorf angekommen.